5 Tage den Bisse entlang – Wallis, Frühsommer 2021
Wir übernachten in Martigny, etwas ausserhalb, im Hotel Vatel. Dort können wir – gegen Bezahlung – auch das Fahrzeug stehen lassen. Das Auto brauchen wir, weil wir anschliessend noch einige Tage in Crans Montana verbringen werden. 
Vorbereitung: im Internet auf der Wandersite findet sich eine gute Beschreibung der Bissewanderung. Wir waren Anfangs Juni unterwegs, und zu diesem Zeitpunkt waren die Bisse teils noch nicht vollständig wiederhergestellt. An einigen Stellen gabs noch Sperrungen, was besonders unangenehm ist, wenn man vor einer Absperrung steht, nachdem man eben 1000 m aufgestiegen ist. Ohne vorherige Warnung… Die meisten Orte, die man passiert, sind offensichtlich nicht auf diese Art Tourismus vorbereitet. Es ist unbedingt notwendig, alle Übernachtungenvorgängig zu reservieren. Im Frühsommer – oder Vorsommer – regnet’s zudem auch gerne, etwa ab dem frühen Nachmittag. ​​​​​​​

Am nächsten Tag nehmen wir den Bus hoch zum Col de Planche. Um diese Jahreszeit fährt er nur einmal, morgens um etwa halb neun. Man könnte auch hochlaufen, das sind dann allerdings gleich gute 1'000 hm mehr. Vom Col de Planche aus geht der Wanderweg gemütlich über Alpweiden und durch Wald, an einem Pausenplatz vorbei, mit immer wieder schönen Aussichten. Bei Boveresse ist der Einstieg zur ancienne Bisse de Saxon markiert. Von dort an folgt man der aufgelassenen Bisse, welche teilweise auch verschwindet und immer gut zugewachsen ist. So früh im Jahr sind an einzelnen Stellen auch Felsstürze und Lawinen zu umgehen. An einzelnen schattigen Stellen in Steilhängen liegt auch noch gut Schnee. Stöcke sind an diesen Stellen zu empfehlen. Gute Trittsicherheit ist notwendig. Oberhalb von La Tzoumas – unserer ersten Etappe – wunderbarer Blick über Alpweiden hinweg auf die gegenüberliegenden Bergketten. Beim Ausgang der Bisse in La Tzoumaz stellen wir fest, dass der Weg aus dieser Richtung mit einer Barriere gesperrt ist. Wir übernachten im allerliebsten La Tzoumaz mit ausserordentlich zuvorkommenden Wirten.
Am nächsten Tag geht’s wieder zu Bisse hoch. In der Nähe des Zugangs befindet sich ein riesiger Kinderspielplatz mit Grillmöglichkeiten und Parkplätzen. Der Zugang zur Bisse ist gesperrt, es führen aber deutliche Spuren an der Barriere vorbei. Wir entscheiden uns, diesen zu folgen. Die ersten 100 Meter führt die Bisse Wasser, danach trocknet sie aus. Zuerst geht’s ins Tal La Rosey hinein, dann wird’s wieder felsig, mit Felsabbrüchen ist zu rechnen. Der Wege verläuft teils durch Tunnels und ist manchmal auch mit Geländern versehen. Man wandert auch durch Lerchenhaine. Gelegentlich lichtet sich der Wald völlig, mit wunderbaren Ausblicken.  Etwa in der Mitte dieses Abschnitts befindet sich eine Hütte, die sich zur Rast anbietet. Wer früh im Jahr unterwegs ist – dann, wenn die Strecke ab Tzoumaz gesperrt ist, vermuten wir – findet auch noch Schneehänge – deutliche Lawinenzüge. Der ausgeprägeste davon befand sich vor La Dzora, einem Maiensäss. Die Querung war unschwierig, der Hang recht flach. Da es sich eindeutig um eine Lawine handelte, musste ein bisschen über Schneeblöcke gekrabbelt werden. Der Weg führt idyllisch der Bisse weiter entlang. Bei der Wärterhütte la Bourlaz zweigen wir dann ab und nehmen das Strässchen nach Haute-Nendaz. Dieses wird dann breiter und breiter, und führt an immer kleiner werdenden Chalets – alles Ferienhäuser – nach Haute Nendaz, einem richtig scheusslichen Ort, voller hässlicher Blöcke mit Ferienwohnungen. Zum jetzigen Zeitpunkt steht praktisch alles leer, die heruntergelassenen Fensterläden verstärken den trostlosen Eindruck. Es gibt ein Hotel, Edelweiss, in dem wir gegessen haben, kann man empfehlen, sehr freundlich. Allerdings keine Übernachtungsmöglichkeit. Im Hotel Mont Rouge konnten wir übernachten ist aber eher unfreundlich und ungepflegt in Erinnerung. Frühstück war gut. 
Wie man an einem solchen Ort Ferien machen möchte, ganz zu schweigen davon, dass man sich eine Wohnung in einem dieser scheusslichen Blöcke antun möchte, ist mir schleierhaft. ​​​​​​​

Bisse Ancien

Am nächsten Tag geht’s wieder hoch zur Bisse – die Bisse- Wege selbst sind naturgegebenermassen flach und folgen der Bisse, bis sie verschwindet, und wir dem Weg über Stock und Stein durch einen Waldhang folgen. Hier geht’s auch runter und wieder hoch, wir folgen also nicht mehr 1:1 der Bisse, welche teils in Holzkänneln den Felsen entlang gezogen wurde. Wir übernachten in Veysonnaz, einem weiteren Retortenort. An Hässlichkeit nur noch durch Haute Nendaz zu überbieten, wie dieses ein Schandfleck in der Natur dieser Umgebung.
Der nächste Tag führt anfänglich lieblich über blumenbestandene Wiesen entlang einer wasserführenden, glucksenden Bisse. Beim Mayens de Sion geht’s Richtung Hémérance, dessen Dorfzentrum wir ausgiebig betrachten, inklusive dem ersten Ausblick auf die Erdpyramiden. Es geht weiter Richtung Combiuola, wobei wir ein paarmal suchen müssen, bis wir den Wanderweg finden. Der Weg führt an der linken Talseite runter, teils recht überwachsen und im Wald, dann über ein Flüsschen, und wieder hoch, immer linkerhand. Durch die Bäume hindurch kann man kleine Siedlungen sehen, teils nahe an Abgründen, mit Wiesen und bewirtschafteten Feldern, Ställen und Stadeln, richtig rustikal. Kurzer Aufstieg mit Hohlwegen, durch Weiden und Waldstücke, mit Ausblick auf die Strasse, die nun tief unter uns im Talgrund liegt, und an den Erdpyramiden vorbei führt. Bei Suen machen wir Rast beim Schulhaus, ehe wir den Aufstieg nach St. Martin in Angriff nehmen. Letzterer ist ganz schön knackig, und führt voll durch die dortigen Erdpyramiden hindurch, ist sehr empfehlenswert. In St. Martin – einem lieblichen Ort voller alter Walliserhäuser – machen wir Rast in einem Café, sitzen an der Sonne und geniessen die Aussicht. Oberhalb von Hérémence, das sehen wir zum Glück erst jetzt, befindet sich ein weiterer Schandfleck im Aufbau. Offenbar haben die Walliser von der Sorte Scheusslichkeiten àla Haute Nendaz noch nicht genug. Jedenfalls verschandeln sie gerade die Gegend oberhalb von Hérémence. Wir werden vom Postauto, in dem die Schulkinder fahren, freundlicherweise mitgenommen, und fahren ein Stück weiter nach Eison, das auch noch zu St. Martin gehört, wo wir in der unglaublichen, supertollen Pension Pas de Lona einen ungemein freundlichen Empfang durch das Wirtepaar erfahren, gefolgt von einem unvergessenen Abendessen und einem Sonnenuntergang der Sonderklasse. Ein sehr empfehlenswertes Erlebnis, Danke! Das Dörfchen ist ebenfalls sehenswert.

Val d'Hérens

Am nächsten Tag nehmen wir Abschied von unseren freundlichen Wirten, und machen uns auf nach Nax. Der Weg führt von Eison durch Wälder, bis wir wieder an eine Bisse gelangen. Es ist frisch hier oben, die Gräser um einzelne Stufen der Bisse sind ganz vereist. Bei Veramiège kommt man aus dem Wald heraus, quert eine Fahrstrasse und kommt dann ziemlich unverhofft nach Nax, einem kleinen, netten Ort. Unterwegs kann man einige nette Walliserdörfer sehen. Wir übernachten im Hotel Mont Noble, das Abends sogar sein Restaurant für uns öffnet und uns gut bekocht. Das Hotel verfügt über freundliche Zimmer, wir werden liebenswürdig empfangen. Nax ist herzig und hat auch spektakuläre Aussichten zu bieten. 
Der nächste und letzte Abschnitt führt uns nach Vercorin. Dafür steigen wir zuerst ins Vallon de Réchy hoch. Wir wandern über frisch gemähte Felder am Golfplatz vorbei, und durch kleine Weiler, in denen sich der Weg teils verliert – manchmal auch, weil gebaut wird. Schliesslich steigen wir durch Wälder hoch, bis wir auf eine neu gebaute Kiesstrasse geragten und dieser folgen. Vor einem Brückchen machen wir kurz Rast, die Landschaft ist herb, spektakuläre Felswände. Nach der Brücke geht’s sacksteil einem schmalen Strässchen an Chalets vorbei hoch zur Mayens de Réchy.. Eine Abzweigung nach Vercorin ignorieren wir und steigen weiter hoch Bis zur Buvette la Lé, die jetzt geschlossen ist. Der Schnee reicht bis zur Alp und zum Wasserfall hinunter. Nach der Buvette sperrt ein Rotweisses Flatterband den Weg. Wir wagen uns weiter, und stossen nach einiger Zeit auf Arbeiter, die einen verschütteten Teil der Bisse – einen kleinen Steg – wieder instand stellen. Wir umgehen die Stelle und folgen der sprudelnden Bisse durch einen Lärchenwald bis zum Refuge du Bisse – Bänke und ein Wasserrad, Parkplatz – oberhalb von Vercorin. Wir folgen dem Kiessträsschen bis zur Seilbahn, mit welcher wir nach Chalais, und dann mit Postauto und Bahn nach Martigny zurückfahren. 
Am letzten Tag unseres Aufenthalts folgen wir der Bisse du Rho ab Plans de Mayens oberhalb von Crans Montana. Für diese Bisse muss Anfangs Juni noch mit Schnee gerechnet werden. Sie ist wunderschön ausgebaut, mit einer Hängebrücke und allgemein gut gesichert. Vor dem Aufstieg zum Stausee von Tzeusiere lag noch viel Schnee in einem sehr steilen Wegstück, mit kleinem Wasserfall. Von Crans her kommend gab es keine grossen Schwierigkeiten, man krabbelt auf das Schneefeld hoch und kann gut auf der anderen Seite auf den Weg runterspringen. Von der Stauseeseite möchte ich es nicht probieren, da man dann etwas unter dem Weg in ein Geröllfeld gute zwei Meter steil absteigt.

Bisse d'Ayent

Der Weg, nachdem man die Bisse verlässt, war 2021 ziemlich durch Lawinen verwüstet. Bäume langen kreuz und quer, und auch kleinere Erdrutsche erschwerten das Fortkommen und die Orientierung. Querfeldein war notwendig. Oben am Stausee gab’s auch noch grössere Schneemassen, gutes Schuhwerk ist empfehlenswert. Am Ende des Staudamms findet sich eine Teerstrasse, die durch ein – Anfangs Juni gesperrtes – Tunnel führt. Nach dem Parkplatz folgt man der Strasse bis zum Einstieg zur Bisse d’Ayent, sehr schön gepflegt, mit Holz- und Stahlkännel, teils an Felswänden entlangführend, welche man mittels einer Galerie quert. Viele Erläuterungen zum Thema Bisse und Landwirtschaft, schöne Ausblicke. Schwindelfreiheit notwendig. In verschiedenen Dörfern (bspw. Pertou, Le Samarin) finden sich Postautostationen. Es empfiehlt sich, die Fahrpläne vorgängig zu konsultieren.
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