Dank eines grosszügigen Geschenks aus der Familie, einem Gutschein für das Hotel Suisse Bellevue, verbringen wir einige Tage im Mai in der Cinque Terre. Der Herbst und der Frühling sind empfehlenswerte Jahreszeiten für Wanderungen in dieser Gegend, im Herbst kann gebadet werden, im Frühling finden sich viele Blumen. Der Sommer ist meistens sehr heiss.

Aussicht vom Hotel Bellevue, Montorosso

Die Anreise erfolgt mit dem Auto über die Autobahn Richtung Genua durch die piemontesischen Hügel, weiter über La Spezia und ab Sestri Levante auf Haupt- und Nebenstrassen durch den Nationalpark Cinque Terre.
Es ist bedeckt, und für morgen ist Regen angesagt. Das Hotel Suisse Bellevue liegt etwa 20 Minuten zu Fuss oberhalb von Monterosso mit einzigartigem Blick auf die Küste, die 5 Ortschaften aufgereiht wie auf einer Perlenkette. In einiger Entfernung sind auf dem Meer auch grosse Schiffe zu erkennen. Die Zimmer sind sauber und recht grosszügig, mit netten kleinen Balkonen auf der Meerseite - traumhafter Ausblick inklusive. Das Frühstück ist reichhaltig; am Abend kann man an der Bar Getränke beziehen.
Wir bevorzugen den Abstieg zu Fuss (alle halbe Stunde fährt ein Shuttlebus zum Hafen von Monte Rosso). Es riecht unvergleichlich, Orangenblütenduft vermengt sich mit dem Geruch von Kräutern und Wildblumen. Wir steigen zuerst zum alten Hafen ab, wo Fischerboote liegen. Danach geht’s zum neuen Monterosso (am Atlas vorbei), und dann der Esplanade entlang zum Tunnel, welcher zum alten Monterosso führt. Vor dem Tunnel befindet sich der Bahnhof von Monterosso. Jeder der 5 Orte verfügt über einen Bahnhof und einen Hafen. Da die Parkmöglichkeiten deutlich eingeschränkt sind, lohnt es sich, innerhalb der Cinque Terre die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen.
In jedem Ort gibt es eine Vielzahl an Lokalen. Bei einigen lässt die Sauberkeit zu wünschen übrig, man muss halt hinsehen. Für den Apéro können wir La Taverna am Strand im alten Teil von Monterosso empfehlen, es sind auch gute alkoholfreie Drinks erhältlich, und eigentlich hat man mit den dazu gereichten Antipasti auch schon fast gegessen. Die Aussicht ist gut und das Personal nett. Eignet sich nur bei gutem Wetter. Zum Essen empfehlen wir das teure, aber leckere Miky im neuen Teil von Monterosso. Das Essen ist ausgezeichnet, eine gute Auswahl auch an lokalen Weinen ist erhältlich und die Desserts sind köstlich. Reservierung ist empfehlenswert, ansonsten kommt man am besten früh, um sich einen Platz zu ergattern.

Vernazza

Der Küstenweg zwischen Monterosso und Corniglia ist gut besucht, und an Feiertagen überlaufen. Zwischen Corniglia und Riomaggiore ist der unterste Weg wegen Erdrutschen nicht durchgängig. Man kann auf die Höhe der Hauptstrasse hochsteigen und dort weiterlaufen. Auch weiter in der Höhe oben gibt es eine Vielzahl von Wanderwegen.
Hier unserer Auswahl:
Monterosso – Corniglia
Trotzdem es 1. Mai ist, beschliessen wir angesichts des Regens, diesen Weg zu verfolgen. Es ist der meistbesuchteste Weg der ganzen Cinque Terre, der Weg, wegen dem die vielen Touristen kommen, der Weg, welcher die 5 Orte nacheinander berühren würde, vorausgesetzt, er wäre durchgängig offen, was er seit der Überschwemmung 2011 nicht mehr ist. Ausserdem, und das ist wichtig, muss für die Begehung dieses Wegs eine Tageskarte gelöst werden. Bei jedem Dorf befindet sich Eingangs wie Ausgangs eine Kontrollstation. An dieser können die Karten nicht gelöst werden, man erwirbt sie am Bahnhof.
An diesem Morgen ist er gesteckt voll, und vor dem Schalter für die Nationalpark-Tageskarten stehen viele, viele Menschen und sehr unterschiedlicher Gewandung. Gut, wir stechen eher etwas übertrieben heraus, mit Wanderschuhen, Regenjacken und langen Wanderhosen. Durchaus kann der Weg auch in Turnschuhen absolviert werden, was allerdings in Anbetracht des Regens ein eher feuchtes Erlebnis sein wird. Flip Flops – auch gesehen – geben etwas wenig Halt, aber wer’s kann?

Rio Maggiore

Wir spazieren der Küste entlang zum Einstieg auf der anderen Seite von Monterosso. Wegen der schweren Brandung fahren heute keine Fähren. An der Steilküste gischtet und tost es beinruckend. Nachdem wir unsere Tageskarten vorgewiesen haben, spazieren wir inmitten vieler anderer Touristen gemütlich weiter. Nach dem Hotel Porte Roca ändert sich dies ganz schnell. Der Weg wird eng und vor allem steil, er führt durch landwirtschaftlich genutzte Terrassen. Die Bearbeitung muss aufgrund der Steigung sehr anstrengend sein. Nach dem steilen Anstieg, dem noch weitere folgen werden, kommt man in Wald, mit Ausblicken auf das Meer und auf die Küste. Hin und wieder regnet es, und die Kette der vor uns Laufenden dünnt langsam aus. Alleine sind wir trotzdem nicht. Zwischendurch führt der Weg durch kleine Siedlungen hindurch, der Zustand der Häuser bewegt sich zwischen gut gepflegt, notwendigst erhalten und ruinös, das Ganze wirkt sehr romantisch. Immer wieder auch Orangenhaine, die wunderbar duften. Von Punta Lina aus hat man einen fantastischen Blick auf die Dörfer Vernazza, Corniglia und Manarola. Gerade in der heutigen feuchten Luft glänzen die Dächer und leuchten die Farben prächtig. Bald danach gelangt man nach Vernazza, dessen Hafen beim heutigen Wetter eine recht nasse, spritzige Angelegenheit ist. Wie alle Orte der Cinque Terre findet man viele Verpflegungs- und Übernachtungsmöglichkeiten, zudem wir alles Mögliche an Memorabilien angeboten. Wir schliessen uns den übrigen Touristen an und besichtigen den Hafen und die Hauptstrasse, die uns schliesslich zum Weiterweg führt. Auch dort müssen wir unsere Tageskarte vorweisen, die unterdessen schon ziemlich feucht ist. Nach Vernazza steigt der Weg zuerst gemächlich, dann steiler wieder an. Viel zu früh sieht tritt man aus dem Wald heraus und findet sich kurz vor Corniglia, das auf eine Vorsprung hoch über dem Meer liegt. Der Blick ist so reizend wie der Ort selbst. Unterdessen ist es recht kühl geworden, es regnet schon einige Zeit ernsthaft. Mit viel Glück finden wir einen Sitzplatz in einer kleinen Bar, welche sich prompt daraufhin überfüllt.

Corniglia

Da es nun stark regnet, beschliessen wir, mit dem Zug zurück nach Monterosso zu fahren. Bei starkem Regen können Teile der Wege gesperrt werden.
Fazit: eine wunderbare, sehr einfache Wanderung, bei welcher man bedauert, dass sie zu Ende geht. Anständige Schuhe sind empfehlenswert, es müssen aber keine Wanderschuhe sein. Bei hohen Temperaturen sollte Wasser mitgenommen werden, die Steigungen sind happig und liegen in der Sonne. Die Wege können nicht mit Kinderwagen oder Fahrädern befahren werden.
Weniger bekannt, aber auch oft begangen ist die Strecke Monterosso – Levanto. Der Weg beginnt praktischerweise gerade neben unserem Hotel. Es kann ein Abstecher zur Ruine der Kapelle San Antonio gemacht werden, daneben befinden sich weitere Ruinen einer (neuzeitlichen) militärischen Anlage. Der Weg der Küste entlang ist sehr malerisch, mit vielen terrassierten Bauernhöfen, wobei die meisten davon nicht mehr bewirtschaftet werden. Ein es dieser Gehöfte wird gerade mithilfe öffentlicher Unterstützung wiederaufgebaut. Ohne die vielen Wanderer wäre es hier menschenleer. Man sieht verfallende Oliven- und verwildernde Orangenhaine, und wandert häufig durch lichten Wald. Der Ausblick auf das Meer ist grossartig. Bei Levanto führt der Weg am Schloss und der Kirche vorbei und dann zum Hafen hinunter. Der Ort ist nett, mit einem neuen Teil und einer reizenden kleinen Altstadt. Zurück kann man mit dem Zug oder zu Fuss über die vielen Wege, die Richtung Montenegro führen. Wir sind über den Monte Focone gewandert. Der Weg ist teilweise nicht gut beschildert, bei Abzweigungen fanden wir gesperrte Wege vor. Zudem liegen viele Baumstämme über dem Weg, man muss drüber und drunter. Überhaupt stellen wir viele kranke und auch tote Bäume fest, teilweise sind ganze Gebiete mit abgestorbenen Bäumen bestanden. Dies wird die Gefahr weiterer Erdrutsche erhöhen. Auf der Cresta di S. Antonio ist der Ausblick sowohl nach Monterosso wie zur Seite nach Levanto gegeben.

Levanto

Die Strecke Riomaggiore – Portovenere schliesst unseren Wanderreigen ab. Wenn das Wetter mitspielt, empfiehlt es sich, einen Tagespass der Fähren zu lösen, da beide Orte von den Cinque Terre Fähren bedient werden. La Spezia hingegen wird nicht von den Fähren angefahren. Die Wanderung beginnt oberhalb des langgezogenen Dörfchens, zuerst durch Weingärten. Danach steigt man zu einer recht neuen Kirche auf, die schon vom Meer her gesehen werden kann. Der weitere Weg Richtung Telegrafo ist eher flach, mit schönen Ausblicken. Teilweise wandert man durch Brandgebiete. Bei unserer Wanderung war das Lokal beim Telegrafo geschlossen. Dafür gab es bei Sant‘ Antonio und bei Campiglia Einkehrmöglichkeiten. Eine kurze Distanz nach Campiglia, nach der Abzweigung Punto die Persica, kann man zwischen einer gefährlichen und weniger gefährlichen Strecke wählen. Die gefährliche Strecke ist etwas ausgesetzt über dem Meer und für Geübte problemlos. Die andere Strecke macht einen ziemlichen Umweg, und ist nicht immer nachvollziehbar ausgeschildert. Dafür hat man einen tollen Blick auf La Spezia. Oberhalb von Scoglio Galera verbinden sich die beiden Wege wieder, und man findet von da an gut nach Portovenere, auch wenn die Wege steil und felsig werden. Hinter der alten Festung von Portovenere steigt man praktisch zum Hafen hinunter ab, zum alten Städtchen führt ein grosses Tor rechterhand. Auch hier ist alles auf den Tourismus ausgerichtet. Auf der gegenüberliegenden Isola Palmaria sind ebenfalls Wanderwege ausgeschildert.

Porto Venere

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