Ankor Wat

​​​​​​​Der Reiseverlauf wurde uns durch Frau Hauser von Knecht Reisen, Aarau, empfohlen und gebucht. 
Wir haben schon mehrere Reisen über dieses Büro gebucht, wobei uns Frau Hauser seit Jahren eine kompetente Ansprechperson ist. Auch diese Reise hat uns sehr gefallen, wir haben sie als vielseitig und abwechslungsreich erlebt. Unsere Guides haben uns allesamt gut umsorgt, waren pünktlich und gut informiert, und es hat auch immer alles geklappt – auch nicht immer selbstverständlich.
Wir reisen an einem trüben Samstag Vormittag Mitte Dezember ab. Die Flüge nach Bangkgok starten am frühen Nachmittag von Zürich aus. Leider fährt der Ortsbus ohne uns weiter – etwas, das uns an dieser Haltestelle aufgrund der Organisation und der Fahrpläne schon öfter passiert ist. Immerhin, der Busfahrer kehrt um und holt uns nach der Intervention des wartenden Busfahrers ab, so erreichen wir den angestrebten Zug doch noch. Im Flughafen angekommen passieren wir die ganze Touristenverarbeitungsindustrie problemlos. Zuvorkommenderweise erhalte ich eine Schere am Gepäckschalter – der Reissverschluss meiner Jackentasche hat sich so verklemmt, dass ich nix mehr rausbekomme, unter anderem ist mein Pass auch drin, was nun doch etwas unpraktisch ist… Aber auch dieses Problemchen kann gelöst werden, worauf wir uns stracks durch die Sicherheitskontrolle begeben. Der Flughafen wird gerade umgebaut, unsere bevorzugte Bar ist geschlossen, was uns sehr leid tut, müssen wir doch auf unser übliches Klosterbräu verzichten…. 
Der Flug verläuft, inklusive dem knapp bemessenen Umsteigen in Bangkok, ereignislos. Wir müssen sogar etwas im Warteraum vor dem Abflug nach Saigon warten. In Bangkok erleben wir einen Sonnenaufgang in Pastellfarben, und es ist angenehm warm. Beide Flieger sind rappelvoll. ​​​​​​​

Saigon, Ho Chi Minh City

In Ho Chi Minh Stadt – ehemals Saigon – finden wir unser Gepäck problemlos vor, und man wartet auch schon auf uns beim Ausgang. Im Hotel des Arts werden wir zuvorkommend empfangen und können unser Zimmer gleich beziehen. Anschliessend begeben wir uns zu Fuss zum historischen Museum, wo leider die Kaiserzeit nicht zugänglich ist, von wegen Renovation. Die Ausstellung ist sehr überschaubar. Das ist auch nicht verwunderlich: Vietnam ist keine Nation mit einer Ethnie, es sind sehr viele verschiedene Stämme und Volksgruppen, die sich aus verschiedenen Gegenden und zu unterschiedlichen Zeiten in dieser Region angesiedelt hatten. Die ersten menschlichen Aktivitäten gab es wohl vor ca. 300'000 – 400'000 Jahren, die erste bekannte Kultur war in Südvietnam ansässig, ab 10'000 vor Christus kam die Keramik auf, 3'000 vor Christus der bewässerte Reisanbau. Von den indonesischen Inseln ausgehend kam es zu einer Besiedlung der Küsten und vorgelegenen Inseln, bis schliesslich in etwa im heutigen Nordvietnam die Dong-Song Kultur ein Reich namens Viet schuf. Das angrenzende Gebiet war durch die Au Viet bewohnt, welche in den Norden einwanderten. Schliesslich kam es zu einer Vereinigung der Gebiete (Au Viet und Lac Viet) als Königreich Au Lac, 258 v. Chr. 
Etwa 50 Jahre später, noch unter dem ersten König (An Duong Vuong, wen’s interessiert) von einem Qin-General besiegt. Leider wurde das Gebiet der Qin kurz darauf von den Chinesen besetzt, worauf der neue König sein geschrumpftes Gebiet Nam Viet nannte. Allerdings nicht für lange: die Chinesen machten in Qin einen Zwischenhalt von etwa 100 Jahren, reorganisierten und gliederten es in ihr Reich ein. Dann marschierten sie weiter und eroberten 111 v. Chr. Nam Viet, welches sie unter dem Namen Jiaozhi zur chinesischen Provinz machten. 
Der Widerstand der Einheimischen war gross. Trotzdem besetzten praktisch tausend Jahre lang Chinesen das Gebiet. Von ihnen wurden Vietnamesen als Menschen niedriger Art eingestuft. Der Grund der chinesischen Überheblichkeit lag sicherlich einerseits in einer gewissen Ethnozentriertheit begründet, andererseits waren die meisten Ethnien dieser Region matriarchalisch orientiert, während sich bei den Chinesen das Patriarchat durchgesetzt hatte. Was trotzdem überrascht: an die 30 Generationen lang waren die Vietnamesen durch die Chinesen besetzt, auch wenn es viele Rebellionen gab, und Zeiten, in welchen unterschiedliche Unabhängigkeiten gewahrt werden konnten. Und in dieser, eigentlich unvorstellbar langen Zeit, haben die Chinesen es weder geschafft, die Vietnamesen zu chinesifizieren - das mag ja auch vielleicht gar nicht beabsichtigt gewesen sein – sie haben auch nicht bemerkt, dass es sich bei den Vietnamesen um intelligente Menschen handelt, deren Einbindung in ihre Verwaltungsstruktur wertvoll gewesen wäre. Das ist einerseits dumm, andererseits auch unglaublich traurig. 
Sobald es im Gebälk der besetzenden Macht krachte – zum Beispiel bei Unruhen und Aufständen, Eroberungen fremder Mächte wie der Tataren, sowie Seuchen und Hungersnöten, welche China immer wieder destabilisierten, kam es zu Aufständen (schätzungsweise pro Generation mindestens einen). Es half auch nicht, dass die Chinesen die Provinz um 680 herum in Annam (friedlicher Staat) umbenannten. Die Aufstände gingen weiter. Teilweise waren sie auch kurzeitig erfolgreich, aber die Chinesen konnten Vietnam als ihre Provinz für einen sehr langen Zeitraum, eben beinahe 1'000 Jahre lang, immer wieder für sich reklamieren. Schliesslich aber, mit dem Zusammenbruch der Tang Dynastie, schafften es die Vietnamesen, die Chinesen aus wesentlichen vietnamesischen Gebieten herauszudrängen und schliesslich das ganze Gebiet zu befreien. 1'000 Jahre besetzt, und man hat sich immer noch als eigene Einheit betrachtet. Gibt einem zu denken; zum Vergleich: Reims und die angrenzenden Gebiete wurden von Louis Quatorze vor etwa 400 Jahren besetzt und vereinnahmt. Keiner der dort lebenden heutigen Bewohner würde sich als etwas anderes als einen Franzosen ansehen. Und das schon seit mehr als 200 Jahren. Interessant, nicht? 
In Süd- und Mittelvietnam entstand ab 200 n. Chr. das Königreich Champa, etwas weiter südlich kam es zu einem Zusammenschluss verschiedener kleinerer politischer Einheiten zum Staat Funan. Friedlich waren diese Reiche nicht, Khmer, Champa, Annam und Piraten von der Küste fochten sozusagen permanent miteinander.
Zurück zum Museum: es wundert nicht, dass aus dieser Zeit kaum Objekte zu finden sind, die Chinesen haben schliesslich erstens die gesamte Produktion ihrem Geschmack unterworfen, und zweitens alles, was nicht niet- und nagelfest war, abtransportiert. 
Danach organisierten sich die Vietnamesen selbst, was schlussendlich – auch nach erneuter chinesischer Besetzung während der Ming Dynastie (die Besetzung durch die Yuan Dynastie konnte abgewehrt werden), auf vietnamesische Dynastien nach chinesischem Vorbild herauslief. Die Le Dynastie konnte sich fast 350 Jahre lang an der Macht halten, eroberte Champa und dehnte sein Reich bis an den Mekong aus. Nach diesen anfänglichen Erfolgen wanderten Macht und Einfluss zunehmend zu Händlerfamilien (vornehmlich den Trinh und Nguyen). Nachdem die zunehmend schwachen Könige Portugiesen, und in Folge Franziskaner und Jesuiten in grosser Zahl ins Land lassen mussten, kam es schliesslich zu einem Aufstand der Bevölkerung, dem die Nguyen mit französischer Hilfe erledigen konnte. Der Königstitel mutierte in Folge zum Kaisertum (weniger Macht, aber höherer Titel – das altbekannte, aber nie wirklich funktionierende Spiel), und ab dann (1802) hiess das Gebiet Viet Nam, mit der Hauptstadt Hué. Unter dem Schutzmantel der Nguyen Kaiser bauten die Franzosen, unter Plünderung der Staatskasse, die Infrastruktur aus, und trieben das Land praktisch in den Bankrott, die Bevölkerung in Verarmung und Elend und lösten damit  Hungersnöte und in deren Folge Aufstände aus, bei denen die Einheimischen sich gegen die zahlreichen Fremden (und auch gegen einheimisch Christianisierte) wehrten. Schliesslich wurden zum Schutz der französischen Interessen (vorgegeben wurde der Schutz der Fremden und christianisierten Vietnamesen, klar) französische Kanonenboote eingesetzt. In der Folge trat Vietnams hilfloser Kaiser nach und nach Gebiete an die Franzosen ab, bis er schliesslich zur Anerkennung der drei Protektorate Annam, Cochin-China und Tonkin gezwungen wurde.
Leider ist die vietnamesische Geschichte in der neueren Zeit nicht viel harmonischer verlaufen. Bekanntlicherweise nicht ohne Schuld europäischer Nationen, wenn diese sich auch nicht gerade 1'000 Jahre lang halten konnten… Versucht haben wir’s jedenfalls.
Nach dem ersten Weltkrieg konnte Frankreich seine Kolonie im Vertrag von Versailles bestätigen lassen. Die durch die vietnamesische Staatskasse finanzierten Kanäle dienten vor allem dazu, die im eroberten Land erzeugten Produkte mit möglichst wenig Aufwand nach Hause zu transportieren. In der üblichen ethnozentrischen Haltung aller Kolonialländer (ohne diese Haltung ist eine erfolgreiche Kolonialisierung wohl gar nicht möglich) wurde die einheimische Bevölkerung als ignorant, töricht und selbstverständlich minderwertig angesehen. Drum durfte man sie ja auch gnadenlos ausbeuten, schliesslich war die Besetzung nur zur Besserung dieser Vormenschen notwendig, und kostete ja auch. Die Ausbeutung erfolgte in jeder Hinsicht, auch wenn man von direkter Versklavung und Verschiffung analog Schwarzafrika absah. Indirekte Versklavung durch Entrechtung und Zwangsarbeit hingegen war problemlos, in jeder Hinsicht. Natürlich gab es auch vietnamesische Sippen, Familien und Personen, die profitierten. Ebenso natürlich, dass dies den restlichen Vietnamesen nicht so ganz gefiel. Es gab immer wieder Aufstände, welche teils blutig niedergeworfen wurden. Im Gegensatz zu den Chinesen, welche den Vietnamesen damals den Zugang zu chinesischer Bildung verweigerten, taten dies die Franzosen nicht. Sie liessen Vietnamesen an französischen Schulen zu, damit diese, irgendwann in der fernen Zukunft, an der französischen Kultur genesen konnten. Jedenfalls haben sowohl Ho Chi Minh wie auch andere Vietnamesische Freiheitskämpfer französische Schulen besucht, und haben sich auch in Frankreich aufgehalten. 
Nach dem ersten Weltkrieg blieb für die Kolonie Indochine alles beim Alten, Frankreich konnte sich gegen die Bestrebungen für mehr Mitsprache der Kolonien erfolgreich wehren. 
Der zweite Weltkrieg hingegen sah eine doppelte Besatzung durch Japan und Frankreich, bei welcher sich die Japaner immer mehr durchsetzen konnten (jedenfalls bis zu ihrer Kapitulation). Während dieser Zeit wurde das schon hinreichend gedrückte Volk von beiden Besetzern ausgesogen, was Hungersnöte mit Millionen von Toten und Aufstände zur Folge hatte. Rebellierende Vietnamesen bekämpften die Japaner und die Franzosen organisierten sich dabei politisch und militärisch, wobei die kommunistische Partei unter der charismatischen Führung Ho Chi Minhs trotz einer Hinrichtungswelle der Franzosen 1930 zu einem entscheidenden Faktor wurde und verschiedene Wiederstandsgruppen unter dem Namen Viet Minh vereinigen konnte. Die Japaner ihrerseits stürzten schliesslich die französische Herrschaft mit ihrem Marionettenkaiser Bao Dai und setzten genau diesen Kaiser ihrerseits wieder als Staatschef des japanischen Satellitenstaates Kaiserreich Vietnam ein. Nach der Kapitulation Japans versuchte dessen Regierung das ausgeblutete Land wieder aufzubauen, verfügte aber über keine Macht und nur wenig Rückhalt in der Bevölkerung. Nach der Kapitulation Japans dankte er ab, und wurde von den Franzosen ab 1949 als Staatschef für Südvietnam eingesetzt. Nord- und Zentralvietnam hingegen wurde von den Vietmin besetzt und regiert.  Also, dieser Bao Dai muss schon eine Nummer gewesen sein. 
Ich weiss nicht, was passiert wäre, wenn die Franzosen die Vietnamesen während dem zweiten Weltkrieg wenigstens vor den Japanern beschützen hätten können. Nach der deutschen Besetzung Frankeichs kooperierte die Vichy Regierung aber mit den Japanern, somit wurde den Besetzten die Inkompetenz, das Versagen und der gleichzeitige Dünkel der französischen Besatzer ein weiteres Mass vorgeführt
Wie die Vietnamesen die Japaner losgeworden waren, hatten sie begreiflicherweise keine Lust, sich von den Franzosen weiter beherrschen zu lassen. Die sahen das natürlich ganz anders und hatten ihrerseits keine Lust, sich von den asiatischen Fleischtöpfen vertreiben zu lassen. Dazu waren sie sogar bereit, mit den Chinesen einen Deal einzugehen (das hätte auch Trump einfallen können). Die Vietnamesen, unter der Führung von Ho Chi Minh, welcher eine Chinesische Besetzung um jeden Preis verhindern wollte, kamen den Franzosen entgegen. Diese konnten in der Folge weiterhin über einen grossen Teil Vietnams (Südvietnam) verfügen. Dafür anerkannte Frankreich Vietnam als freien Staat innerhalb der französischen Union an. Ein halbes Jahr später (Herbst 1946) begann der Indochinakrieg mit der Bombardierung einer vietnamesischen Kleinstadt durch französische Truppen, in einem Versuch, sich den ganzen Laden wieder unter den Nagel zu reissen. Der Versuch dauerte neun Jahre und heisst Indochinakrieg. Sie haben ihn übrigens verloren, die Franzosen, zusammen mit all ihren Helfern und Verbündeten.. 
Die Franzosen hatten sich organisatorisch, militärisch, ethisch und politisch den sich ihnen entgegenstellenden Vietnamesen unterlegen erwiesen. Die Bestrebungen, den ursprünglichen Zustand zu halten, oder wenigstens weiterhin Gewinn aus den besetzten Ländern zu ziehen, waren gescheitert. Der Kaiser Bao Dai wurde auf ein Neues eingesetzt und kurz darauf von seinem eigenen Regierungschef Diem gestürzt. Der muss sich irgendwas von seinem Chef zum Vorbild genommen haben, jedenfalls war er ein in der Wolle gefärbter Opportunist. Er hatte den Franzosen als Beamter gedient, mit den Japanern geschäftet und sich von ihnen vor den Franzosen beschützen lassen. Einzig mit Ho Chi Minh und seinen Kommunisten wollte er nix zu tun haben, dafür ging er sogar in die USA ins Exil, wo er sich jedem einflussreichen Politiker, der ihm zuhören wollte, andiente. Nach Aufständen und kriegsartigen Zuständen in Südvietnam (dort herrschten Banden aus den Befreiungskriegen neben gewöhnlichen Kriminellen) setzte die USA durch, das Diem erneut die Macht erhielt. In der Folge vernichtete er tatsächlich verschiedene Banden – dass gleichzeitig auch rechtschaffene Bürger ihr Leben verloren, fiel nicht weiter ins Gewicht. Danach stürzte der den Kaiser, der sich an diesen Vorgang unterdessen schon gewöhnt haben dürfte, und richtete in getreuer Übersetzung seines Charakters, eine Schreckensherrschaft -mit Unterstützung verschiedener Familienangehöriger und zweier Geheimdienste - in Südvietnam ein. Korrupt war er auch, nicht dass das überraschen würde. Ach ja, trotzdem die Bevölkerung praktisch vollständig gegen ihn war, konnte er sich zum Präsidenten ausrufen. Es gab Proteste ohne Ende und von allen Seiten, Mönche verbrannten sich öffentlich, und schliesslich zogen die USA 1963 ihre schützende Hand ab. 
Der Mann wurde innert Wochen ermordet. 
Südvietnam war, auch aufgrund verschiedener hirnrissiger Projekte Diems, in jeder Hinsicht unstabil geworden. Trotzdem liessen sich die USA, unter anderem auch von ihm, den sie schwer finanzierten, in den angehenden Vietnam-Krieg hineinziehen, weil die Regierung Nordvietnams kommunistisch geprägt war (und entsprechend von Russland und China unterstützt wurde). 
Ab 1964 an heisst dieser Befreiungskampf- und es war nie etwas anderes -  Vietnamkrieg. Die USA versuchten, den kommunistisch regierten Norden zu erobern. Das gelang nicht. Dann versuchten sie, die Vereinigung der beiden Landesteile zu verhindern. Das gelang auch nicht. Schliesslich, als die Greueltaten der US Armee in ihrer Heimat bekannt wurden, verlor der Krieg, der auch zehntausende von Amerikanern das Leben gekostet hatte, vollends jeden Rückhalt und wurde eingestellt.
Die Vietnamesen kämpften insgesamt 29 Jahre lang um Freiheit und Wiedervereinigung, und zahlten einen enorm hohen Preis: zwischen zwei bis fünf Millionen Vietnamesen verloren ihr Leben. Mehrere Millionen Vietnamesen wurden verstümmelt, kamen durch den Einsatz von Herbiziden um oder wurden missgebildet geboren. Das wirkt bis heute nach. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung ist tief, und ältere Menschen kann man Verletzungen und Versehrungen ansehen. 
Nicht, dass die kommunistische Regierung im Norden ausschliesslich Friede, Freude und Heiterkeit verbreitete: Neben Fehlplanungen, welchen Hungersnöte à la Mao folgten (das Ausmass ist nicht bekannt) kam es auch zu den unter den Kommunisten so beliebten Vernichtung, nicht nur von möglichen politischen Gegnern und Nutzniessern der Feinde, sondern auch der eigenen Mitglieder. Dies hatte zur Folge, dass zuerst Nordvietnamesen, wo sie konnten, nach Südvietnam flohen, und bei der Vereinigung weitere hunderttausende als Boat People flüchteten, wo sie denn konnten. Zahlenmässig mag diese Abwanderung weniger ins Gewicht fallen, waren doch schon aber-hunderttausende Vietnamesen dem Krieg zum Opfer gefallen. Allerdings dürfte es sich bei diesen Menschen um einen sehr innovativen, intelligenten und flexiblen Anteil der Bevölkerung gehandelt haben, womit das Land als solches eine weitere traurige Einbusse an Potential hinnehmen musste.
Die Generation über 50 ist durch traumatische Erlebnisse teils körperlich, teils seelisch, schwer gezeichnet. Ausserdem geht ein Riss durchs Land: die Südvietnamesen trauen den Nordvietnamesen (insbesondere der dortigen Regierung) nicht über den Weg, vermutlich ist dies durchaus gegenseitig. 
Übrigens: nach diesen beiden Kriegen marschierten die Khmer Rouge im Mekong Delta ein und murksten die dortige Bevölkerung – grösstenteils ebenfalls Khmer – ab, bis die Vietnamesen sie aus dem Gebiet rausschmissen, und in der Folge den Schlussstrich unter eine der entsetzlichsten Geschehnisse der modernen Welt zogen: die roten Khmer. Details im Abschnitt über Kambodia.
Unter diesen Umständen ist es nicht erstaunlich, dass das nationale Museum nur wenige Gegenstände vorweisen kann, nicht? So viel, wie auf diesem Boden gekämpft wurde, und mit solcher Verbissenheit, kann gar nix gross bestanden haben. Schon gar nicht nach den flächendeckenden Bombardierungen durch die Amerikaner. 
Das Museum über den Krieg wollten wir aber trotzdem nicht besuchen. Dieses Land hat Besseres verdient, als nur auf dieses eine Thema reduziert zu werden.
Jedenfalls, nach dem Museumsbesuch waren wir ziemlich groggy. Nach einem ausgezeichneten Snack im Hotel suchten wir den sehr angenehmen Dachpool auf und erlebten einen friedlichen Nachmittag und einen wunderbaren Sonnenuntergang mit Blick auf eine erstaunlich lebhafte und moderne Stadt. Party überall, lautstark und mit vielen Lichtern. Jede Menge Hochhäuser.
Am nächsten Morgen haben wir Gelegenheit, unbeteiligt, aber mit grossem Interesse, den Verkehr vor dem Hotel zu verfolgen. Was sich alles auf dem Motorrad so transportieren lässt! Neben so ungefähr 25 20-Liter Wasserflaschen Gestänge jeder Art, Kokosnüsse in ungeahnter Menge, Personen sowieso – spektakulär. Danach machen wir uns auf, Saigon zu erkunden, zu Fuss, und vorsichtig, von wegen Verkehr. Der zentrale Markt ist schnell gefunden, eine sehr lebhafte Angelegenheit. Wir finden den von mir so sehnlichst gewünschten vietnamesischen Hut, diese konische Kopfbedeckung, zu einem unschlagbaren Preis: ca. 50 Rappen. Eigentlich sollte ich gleich ein Dutzend davon kaufen, aber die Dinger sind recht sperrig. Wir haben noch eine grössere Reise vor uns! Die Marke Gecko bietet interessante T-Shirts an. Danach geht’s quer durch die Stadt zum Kanal runter, und von dort an den Saigon River. Von dort aus, nach Querung einer mehrspurigen Strasse mit (selbst-)mörderischem Verkehr geht’s zum Hotel Majestic, einer ursprünglich französischen Institution, und dann den schicken Einkaufsstrassen der Umgebung entlang hoch zum Post- und Regierungsgebäude (inkl. Ho Chi Minh Statue) sowie zur Kathedrale – alles französischen Ursprungs. Daran schliesst sich ein Bummel durch das teuerste Kaufhaus Saigons (die mich interessierenden Artikel waren zwar ausgestellt, aber ausverkauft) und ein Abstecher durch den Park (inklusive Beobachtung der örtlichen Fitnessanlagen und Sportarten) zu einer Strasse an, in welcher die günstigsten Guesthouses in Saigon aufzufinden sind. Dort gibt’s auch kleine Geschäfte, die Schals und Kleidungsstücke einheimischer Provenienz verkaufen, sehr interessant.  
Wir suchen die Hotel-Poolbar völlig erledigt auf.​​​​​​​

Ho Chi Minh City Hall

Am nächsten Morgen nutzen wir den Jetlag aus und packen alles frühmorgens, damit wir pünktlich unten in der Reception von Guide und Fahrer abgeholt werden können. Im Minibus geht’s zum Pier von Cai Be. Dort steigen wir auf ein Passagierboot um. Eine Kabine für zwei Personen, ein Kapitän, ein Matrose (?) ein Steward. Wir tuckern in einsamem Luxus durch immer kleiner werdende Kanäle, unter immer kleineren Brücken und Stegen hindurch. Der Mekong hier ist gesäumt von vielen kleinen Fischdörfern – und grösseren Städtchen – und jeder Menge Abfall. Man kann gut sehen, wie hoch die Gezeiten das Ufer anheben oder senken. Dort bilden sich Plastikgrenzen. Jedenfalls, gegen Abend kommen wir in so kleine Kanälchen, dass das Bootshaus auf dem Dach zusammengelegt werden muss. Das wird richtig clever von der Besatzung gemacht, während wir auf unserer Liege bleiben können, aber auf unseren Kopf achten müssen. Nach einem Spaziergang durch ein Fischerdorf – mit Erläuterungen durch unseren Steward, wir werden da nicht alleine gelassen – geht’s zurück auf das Boot, welches nun wieder in den Mekong Hauptfluss zurückfindet. Unterwegs werden wir beschallt, aus vielen Lautsprechern. Diese verkünden zu bestimmten Tageszeiten die neuesten Nachrichten an das Volk. So eine Mischung aus Muezzin und Echo der Zeit, nehme ich an. Nicht dass ich verstehe, was gesagt wird: es klingt allerdings sehr eindringlich. Wie wenn jemand seine Finger in einer Schublade eingeklemmt hätte.
Im Morgengrauen fahren wir am nächsten Morgen per Schnellboot zum benachbarten Floating Market. Das ist ein Grossversorger-Anlass. Grosse Barken ziehen auf einer Stange ihr Angebot auf, zum Beispiel Melonen, oder Kohl, oder Kokosnüsse. Dann kommen interessierte Händler auf kleineren Booten, teils mit, teils ohne Motor, und handeln. Das erworbene Gut kommt auf die kleineren Boote, und wird über die Kanäle und Kanälchen in die Dörfer transportiert und dort verkauft. Volle Boote verlassen das Gebiet zügig, und wir sind auch nicht das einzige Boot mit Touristen, die sich dort rumtreiben. Ausserdem gibt es noch Boote mit Garküchen. Mit anderen Worten: es herrscht ein ziemliches Treiben auf diesem Flussbecken. Wir können auch gut beobachten, wie das mit der Abfallentsorgung so geht: in regelmässigen Abständen werden Kohlblätter aus der kleinen Luke einer Dschunke geschmissen. Es ist anzunehmen, dass das mit allen Sorten Abfall so läuft.​​​​​​​

Floating Market, Mekong

Als nächstes fahren wir zu einer grösseren Insel und besuchen dort den Markt. Dieser ist eine sehr bunte und vielfältige Angelegenheit, nicht sehr lärmig, aber ziemlich olfaktorisch. Es werden vor allem Lebensmittel angeboten, teils zubereitet – Garküchen – teils als Rohprodukt, teils irgendwas zwischendrin. Auffallend sind die vielen silberfarbigen Becken, durch welche Wasser fliesst: lebende Fische, Garnelen, Krabben, Frösche, Aale und so weiter. Diese gibt es auch in filetierter Form, wobei man zugucken kann, wie der lebende Fisch zum verkaufsfertigen Filet verarbeitet wird. Nö, kaufen will man das nachher nicht mehr, ganz zu schweigen von Essen…
Von besonderem Interesse sind auch Eier, welche unterschiedlich angeschrieben sind, sozusagen schreiend beschriftet. Unser Guide erklärt uns, dass diese Eier unterschiedlich lange bebrütet sind. Und er bevorzugt die am Längsten bebrüteten Eier (logisch, da ist ein Küken drin!). Mit grosser Wahrscheinlichkeit dürfte das so eine Art Männlichkeit ausweisen: je länger bebrütet die bevorzugten Eier, desto männlicher der Typ. Oder desto mehr savoir fair? Anyway, wir verzichten dankend… 
In grossen Körben werden Gockel angeboten. Es handelt sich dabei um Kampfhähne. Die Vietnamesen sind grosse Anhänger jeder Art von Wette und Glücksspiel, bei einem davon sind die armen Viecher in diesen Körben unfreiwillige Hauptdarsteller. 
Nachdem wir auch noch eine sogenannte Fabrik zur Produktion von Reisblättern besucht haben, können wir noch den örtlichen Tempel besehen. Nicht verwunderlich haben nur ganz wenige alte Gebäude überlebt, auch dieser Tempel ist neueren Datums. 
Unsere nächste Übernachtung ist in der Cocoriverside Lodge. Wir fahren dafür durch viele kleine und grössere Dörfer, bei denen es oft schwierig ist, abzugrenzen, wo das eine anfängt, und das andere aufhört. Immer wieder sehen wir Geschäfte, vor denen alle möglichen goldenen Abbilder von Göttern und Gottheiten zum Kauf angeboten werden. Meist gleich neben Geschäften, vor denen Familienaltäre in allen möglichen Grössen feilgeboten werden. Interessant! Der Verkehr um uns herum ist sehr spannend, wir sind ununterbrochen froh darum, nicht selbst fahren zu müssen… Das Land ist flach, ausserhalb der Ortschaften frischgrün, durch die Reisfelder. Hin und wieder ist Vieh zu sehen, häufig in Verbindung mit weissen Reihern und anderen Vögeln. Manche Bäume sind noch kahl, andere haben schon ausgetrieben. Palmen in allen möglichen Formen, und dann interessante Häuser, meist zweistöckig, und alles recht transparent, mit Vorhängen im oberen Stock. Dann gibt es auch grosse Kästen, aus denen schrilles Gezwitscher klingt: damit lockt man Vögel an, welche in diesem Gebäuden Nester bauen sollen. Letztere werden als Delikatesse verkauft. 
Wir hätten den Zugang zu dieser Lodge nicht selbst gefunden. Dieser wird durch ein kleines, unauffälliges Schild am Strassenrand angekündigt. Also steigen wir aus dem Auto aus, und spazieren auf einem schmalen Pfad durch grüne Vegetation einem Kanälchen entlang. Der Pfad besteht aus festgetretenem Lehm oder, alternativ, aus Betonplatten, und ist vielleicht einen halben Meter breit, und wird neben den Fussgängern auch durch Motor- und Fahrräder genutzt. In regelmässigen Abständen quert ein kleiner Steg irgendein Gewässer, oder eine Mauer begrenzt auf einer Seite den Weg. Unser Gepäck wird mit einem Handkarren den vielleicht halben Kilometer zur Lodge transportiert. Nach einem Willkommensdrink beziehen wir unseren absolut bezaubernden Bungalow, mit einer kleinen Terrasse vor und hinter dem Haus, letztere mit Blick auf den Coconutriver. In der Ferne – leider nicht fern genug – hört man ausgiebig Karaoke, und auf dem Flüsschen vor uns tuckern mit Kokosnüssen vollgeladene Boote vorbei. Der uns umgebende kleine Garten ist sorgfältigst gepflegt. Am späteren Nachmittag, wenn es nicht mehr heiss ist, zeigt uns die Besitzerin persönlich auf Fahrrädern die Umgebung (der arme Guide muss mitfahren). Besonders schön finden wir die Fahrt entlang der Reisfelder, so frischgrün! Wir besuchen zudem ein kleines Geschäft, welches alles Mögliche anbietet, und besehen dort die Fischtanks (Moskitoträchtig, ich hole mir in 5 Minuten ebenso viele Stiche, und das trotz Mückenmittel und Schutzband!) Das Abendessen ist lecker, unter einem Dach ohne Wände, sehr gut zubereitet. Auf Anfrage wird in unserem Zimmer auch ein Moskitonetz montiert, was ich sehr schätze.
Am nächsten Morgen geht’s früh los: wir besichtigen einen Markt auf einer anderen Insel - man kann sich an diesen Märkten gar nicht sattsehen – besuchen einen Kaordistentempel und besichtigen die Kokosnussfabrik weiter unten am Fluss. Die Nüsse werden mittels einem feststehenden Nagelstock gesplittet, und die Hüllen zum Trocknen ausgelegt. Die Fasern werden abgetrennt und gekardet – ziemlich staubige Sache unter einem Blechdach. Und schliesslich werden grosse Matten dieser Fasern zu immer dickeren Seilen gedreht und dann zu Matten geflochten. Letztere bilden das Produkt der Firma und werden, unter anderem auch nach Übersee, verkauft.​​​​​​​

Markt im Mekong Delta

Unser Guide, ein Südvietnamese, äussert sich dezidiert über die kommunistische Verwaltung. Offenbar sind private Firmen (wie die Lodge, oder die Fabrik) durchaus möglich. Sie werden aber durch Vorschriften behindert, und eine Verstaatlichung ist nicht unmöglich, auch wenn das nicht oft vorzukommen scheint. Staatliche Unternehmungen seien – nicht überraschend – durch Ineffizienz und Korruption geprägt. Tempel sind auch unter den Kommunisten erlaubt, viele Tempel sind relativ neu. Der kaordistische Glaube ist ebenfalls recht jung; keine 50 Jahre alt. Er wurde als Mischung verschiedener Glaubensformen gegründet und findet regen Zuspruch. Praktisch jede Ortschaft verfügt über einen oder mehrere Tempel. Ebenfalls verehrt werden die neben den Häusern stehenden Ahnentempel, auf dem Land sind das oft die Gräber mit den Grabsteinen, welche in einer Ecke Platz gefunden haben, Die Regierung findet die frei angelegten Grabstätten in der Nähe von Häusern (Wasserschutz ist nicht zur Sprache gekommen) unglücklich und ist dabei, diese Sitte ausser Kraft zu setzen. Gemessen an den vielen kleinen Grabanlagen bei jedem Bauernhof nicht gerade erfolgreich…
Unsere letzte Station in Vietnam ist Chau Doc, eine grössere Stadt am Mekong, mit einem bekannten Hotel aus der Kolonialzeit, dem Victoria. Direkt vom Hotelpier aus kann man sich nach Phnom Penh einschiffen. Nach einer regnerischen und stürmischen Nacht tun wir mit Unterstützung unseres Guides genau das. Wir haben ein Boot für uns alleine, eine Crew von 3 versorgt uns mit Essen und Trinken, und erledigt auch alle Zollformalitäten an der Grenze für uns. Vor der Grenze gibt’s noch einige Dörfer am Fluss, nachher wird die Gegend immer einsamer. Wir finden die Fahrt spannend und sehr schön, insbesondere sind wir eingenommen von Phnom Penh. Wir können die Stadt schon von weitem sehen, der Anblick entwickelt sich laufend, es gefällt uns sehr gut.
Gegen Mittag erreichen wir unser Ziel, und werden prompt von unserem hiesigen Guide und dessen Fahrer begrüsst und ins Hotel gefahren. Anschliessend erhalten wir eine Tour durch die Stadt: Pagode Phnom Penh (ältester Tempel der Stadt) Königspalast, silberner Tempel, Markt, historisches Museum. Wir wollen weder die Killing fields, noch das entsprechende Museum besichtigen, danke schön. 
Die Stadt Phnom Penh heisst so nach der Gründerin der Pagode. Adelige Frau Phnom (Penh heisst erhaben). Ausserdem heisst sie auch so nach dem Tempel selbst: der steht nämlich auf einem Hügel (also wieder erhaben). Dieser Tempel ist der einzige der Region, der von den Khmer rouge nicht zerstört wurde. ​​​​​​​
Danach geht’s begleitet von vielen Touristen aller Nationen weiter zum Königspalast. Kambodscha ist nämlich ein unabhängiges Königreich. 
Also, das geht so: die Könige Kambodias werden von der Khmer Bevölkerung als direkte Nachkommen der Könige Angkor Wats angesehen. Prinz Sihanouk wurde von der Vichy Regierung als König eingesetzt, das Land war schon vorher ein Königtum, welches halt einfach von den Franzosen beherrscht wurde. Nach der Besetzung Indochinas durch die Japaner rief er die Unabhängigkeit Kambodschas aus, welche er mit allen möglichen friedlichen Mitteln (er arrangierte sich wieder mit Frankreich, entliess die Regierung, setzte die Verfassung ausser Kraft und machte sich zum Regierungschef, rief das Kriegsrecht aus und proklamierte nach Frankreichs Niederlage im Indochinakrieg einseitig Kambodias Unabhängigkeit aus) umsetzte. Er trat seinen Königstitel an seinen Vater ab und wurde prompt 1955 vom Volk zum Regierungschef gewählt, und regierte sozusagen als Alleinherrscher bis 1970, allerdings nahm der den Königstitel nicht wieder auf. Seine Bestrebungen, Kambodia aus den regionalen Auseinandersetzungen herauszuhalten und zur neutralen Zone aufzubauen, scheiterte am Misstrauen aller betroffenen kriegführenden Parteien. Während einer Auslandreise des Regierungschefs wurde er vom Armeechef gestürzt und abgesetzt. Im chinesischen Exil arrangierte er eine Koalition, welcher die roten Khmer ebenfalls beitraten – nicht erstaunlich, da Pol Pot aus einer vermögenden Familie stammte, welche Umgang mit dem Königshof hatte. 1975 eroberten die roten Khmer, getragen von der Zustimmung der ländlichen Bevölkerung, Phnom Penh, dessen Bevölkerung sich ergab. Daraufhin rief Pol Pot, zum Premierminister erklärt, seinerseits das demokratische Kampuchea aus, und Sihanouk wurde dessen Staatsoberhaupt. Ein Jahr später wurde er, nachdem er die roten Khmer kritisiert hatte, abgesetzt und unter Hausarrest gestellt. Er selbst wurde zwar nicht umgebracht, dafür fünf seiner Kinder und mindestens 14 seiner Enkel. Die roten Khmer deportierten die städtische Bevölkerung aufs Land, wo sie unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit leisten mussten, was nicht viele überlebten. Pol Pot trieb den Stalinismus auf die Spitze; er vernichtete regelmässig und mehrmals praktisch alle Parteimitglieder – inklusive aller Angehörige, deren man so habhaft werden konnte -, die ihm irgendwie aufgefallen waren. Dazu trugen neben den Killing Fields und Foltergefängnissen auch durchaus willige Parteimitglieder bei. 
Der ideologische Hintergrund von Pol Pots Politik ist mir nicht ganz klar – fragt sich, ob jemand anderer dahinter sehen kann. Ich schätze, er wollte die Bevölkerung Kambodschas wieder zu den alten Höhen von Angkor Wat bringen, welches seit der Publikation der ersten Fotografien dieser Gegend idealisiert und erforscht wurde, und dazu die Bewohner durch ein Blutbad reinigen oder so. Sicher ist, dass die Landbevölkerung – zunehmend verarmend – Khmer war, während die Beamten und Händler im Staat chinesischer und vietnamesischer Herkunft waren. Diese Minderheiten, zu denen auch Laoten, Thai und muslimische Cham gehörten, waren nicht integriert, aber es dürfte ihnen allesamt deutlich besser als der Landbevölkerung gegangen sein. Jedenfalls könnte das einen Teil der Handlungsweisen der roten Khmer erklären. Anyway, sie waren etwa 4 Jahre an der Macht (1974-1979) und murksten von ihren eigenen Leuten so zwischen 800'000 und zwei Millionen ab, die Zahlen gehen auseinander. Die Gesamtbevölkerung beträgt ca. 8 Mio. Ganz schön effizient. Mit Pol Pot lässt sich das alleine nicht erklären. Wut, Frustration, Hass, sowie Hunger und Seuchen, der lange Bürgerkrieg, die anhaltenden Bombardierungen der Amerikaner im Rahmen ihres Vietnamkriegs und die zunehmende Verrohung der Soldaten durch diese Effekte – das alles könnte eine Erklärung dafür bieten, warum so viele Menschen offensichtlich bereitwilligst ihre Mitbürger umbrachten. 
Schliesslich marschierten die Khmer im Mekong Delta ein und besetzten ein Gebiet, das zu Angkor Wats Zeiten kambodschanisch war (und auch von Khmer bewohnt wurde) und metzelten die dortige Zivilbevölkerung hin. Vermutlich mit dem gleichen ideologischen Hintergrund, mit dem sie ihre eigenen Leute abmurksten, wer weiss. Jeden Fall nahm die vietnamesische, kommunistische Regierung diesen Vorfall – vermutlich dankbar - zum Anlass, in Kambodea einzumarschieren und nun ihrerseits Greueltaten zu vollbringen. 
Bei Einmarsch der vietnamesischen Truppen 1979 ging der nun abgesetzte Regierungspräsident wieder ins Exil, während die abgekämpfte, ausgehungerte und sich selbst wiederholt ihrer Führungskräfte entledigte Armee kaum Widerstand leisten konnte. Nach einigen Tagen war das Land besetzt. Der Widerstand- also die roten Khmer - flüchtete in die Grenzregionen zu Thailand und erhielt grosszügig Unterstützung durch China und die USA. Während der kurzen Zeit ihrer Herrschaft hatten die roten Khmer die meisten Infrastrukturen zerstört, inklusive alle Informationsmittel. Das alleine erschwerte die Versorgung der Bevölkerung, es kam zu Hungersnöten. Während dem Rückzug in die Bergregion Thailands zerstörte die Armee alles, was noch vorhanden war. Die Reisvorräte wurden vernichtet, sämtliche wo noch vorhandenen Infrastrukturen zerstört, die Bevölkerung unwissend zurückgelassen. Die Folgen waren entsetzlich. Wer konnte, floh. Allerdings waren die Flüchtlingscamps in Thailand durch die roten Khmer beherrscht… Oh grosses Elend. 
Auf dem internationalen Parkett schlugen die Machthaber Volten. Die USA brachten es trotz aller Informationen über die Handlungen der roten Khmer weiterhin fertig, Pol Pot und seine Anhänger mit Waffen zu unterstützen, während dessen Armee weiterhin Menschen aus Kambodea als Arbeitssklaven (und schlimmeres) verschleppte. So nutzten die Khmer Rouge die Lager als Schutzschilde und griffen von dort aus die Vietnamesische Armee an. Trotzdem hielten die USA und China den Krieg am Laufen und unterstützten die Khmer, ohne hingegen einen Sieg gegenüber den Vietnamesen erringen zu können. 
Mit dem Film Killing Fields und der damit zusammenhängenden öffentlichen Empörung über die Vorfälle und die roten Khmer kam es zu einem Kurswechsel. Die USA und China liessen Sihanouk erneut mit den roten Khmer zusammenarbeiten. Er erreichte, dass die roten Khmer sich entwaffnen liessen, musste aber im Gegenzug viele der hochrangigen Parteimitglieder in seine Regierung aufnehmen, zum Beispiel Hun Sen, oder Leng Sary. Die obersten Etagen der roten Khmer sind also immer noch an der Macht. 1988 trat der Prinz von der Präsidentschaft der Exilregierung zurück und beendete damit die Koalition der roten Khmer, worauf Vietnam die Hälfte seiner Truppen aus Kambodscha abzog Alle möglichen beteiligten und weniger beteiligten Mächte konnten sich anschliessend sich darauf einigen, dass die Khmer rouge keine Machtpositionen in der neuen kambodschanischen Regierung mehr einnehmen würden. 1989 zogen die Vietnamesischen Truppen nach einer Intervention der UDSSR ab. Daraufhin begaben sich die Soldaten, Funktionäre und Mitläufer der roten Khmer – welche in viele Fällen nun jahrelang schlecht ausgerüstet in Waldkamps vegetiert hatten– wieder auf kambodschanisches Gebiet und eroberten Battambang und Pallin, wo Reisanbau und grössere Edelsteinvorkommen die Finanzierung neuer Waffen ermöglichten. Von dort aus kam es regelmässig zu Inkursionen in andere Gebiete, mit dem Ziel der Verschleppung kambodschanischer Menschen als Arbeitssklaven. Schliesslich besetzte die UNO 1992 das Land und führte freie Wahlen durch.
1993 wurde Sihanouk zum König und Staatsoberhaupt ernannt, und Kambodia zur konstitutionellen Monarchie, mit Billigung der USA und China (auf deren Verlangen hin). Nach erneuten Auseinandersetzungen mit den roten Khmer (ja wo sollten diese auch hin?) wurde Pol Pot in einem öffentlichen Prozess verurteilt. Er nahm sich daraufhin vermutlich selbst das Leben. Es kehrte damit einigermassen Frieden ein, aber erst 2007 fand vor dem UN Menschenrechtstribunal der Prozessbeginn gegen den Leiter des Foltergefängnisses Tuol Sleng statt.
Im Oktober 2004 dankte König Sihanouk ab, Nachfolger ist sein Sohn, Norodom Sihanouk, der jetzt noch in diesem Palast residiert und den öffentlichen Veranstaltungen genüge tut. Er ist nicht verheiratet und hat keine Kinder. 
Im Palast können neben den öffentlich zugängigen Räumen auch Prozessionsgewänder und Bekleidungen königlicher Diener und Dienerinnen besehen werden.
Auf dem Palastgelände befindet sich auch der silberne Tempel, so bezeichnet, weil dessen Boden aus massiven Silberplatten besteht. Ausserdem sind mehrere wertvolle Statuen, besetzt mit Edelsteinen, ausgestellt, einige können sogar berührt werden. Lebhafter Betrieb, hier! Jede Menge asiatischer Touristen, welche von den Kambodschanern gar nicht so gerne gesehen werden. Man bevorzugt Europäer und Amerikaner als Gäste.
 Anstelle der Killing Fields besuchen wir das historische Museum, das in einem französisch kolonialen Gebäude untergebracht ist. Es gibt einige schöne Exponate aus Angkor Wat zu sehen, aber auch hier: was soll denn nach all dem Kriegen an schönen Gegenständen noch vorhanden sein? Zerbrechliches kann man jedenfalls nicht erwarten. 
Auf der grossen Avenue in Phnom Penh beobachten wir deren Bewohner beim Flanieren, Abendgymnastik, tanzen oder schlendern. Viele Lichter, Musik, Heiterkeit. 
Den nächsten Tag fahren wir zum zur Tatai River Bridge, in den Kardamon Mountains gelegen. Wir sind hier kaum 40 Kilometer vom Meer entfernt, und nahe der thailändischen Grenze. Mit dem Boot werden wir zu einem idyllisch liegenden Hotel gefahren, dessen Zimmer auf Pontons im Wasser ruhen. Die Küche ist einfach, für hiesige Verhältnisse ziemlich teuer, aber schmackhaft. Es gibt noch einige Etablissements in der Gegend, aber man benötigt ein Boot, um zu einem anderen Haus zu wechseln. Strassen gibt es nur wenige, wenn dann Pfade. Von dort aus machen wir einen Ausflug zum Tatai Waterfall, der jetzt, zu Beginn der Trockenzeit, schon nicht mehr so voll ist. Wir sind nicht die einzigen, viele einheimische Touristen baden und vergnügen sich hier. Wir sehen Schmetterlinge und Fische, und wandern ein kleines – ein sehr kleines – Stück den Fall und Flusslauf entlang. Ausserdem können wir abends einen Glühwürmchenbaum mit einem kleinen Boot besichtigen, sehr poetisch! Im dunkeln Wasser spiegeln sie die Sterne, im Baum blinken die Käfer, wunderbar. Ausserdem machen wir eine geführte Wanderung durch den angrenzenden Sekundärdschungel. Tiere sehen wir keine, wir hören Vögel. Und auf dem Pfad gibt’s jede Menge Fallen. Alle leer. Ist wohl schon alles weggefangen. Von der Terrasse des Zimmers kann man direkt in den tiefdunklen Fluss springen. Um diese Jahreszeit kommen Jellyfish den Fluss hoch, man kann ihre gedrungenen weissen Körper gut sehen. Schwimmen kann man trotzdem, sie stechen nicht, sind anderweitig mit Fortpflanzung beschäftigt.
Am 24. Dezember fahren wir weiter. Wir werden, pünktlich wie immer, von Guide und Fahrer am Pier unter der Brücke abgeholt. Dann geht’s über interessante Strassen und dann gute 3 Stunden lang über eine ungeteerte Piste der thailändischen Grenze und dem Saum der Cardamon Mountains entlang. Es sind ja eher Hügel. Schön grün. Jedenfalls fahren wir auf der einzigen Strasse dieser Region. Rechts und links ist vieles vermint. Oder abgebrannt, wenn Siedler sich hier niederlassen wollen. Wir begegnen mehreren Minenräumgeräten. In der Regenzeit ist hier kein Durchkommen. Die Strasse bessert sich in der Nähe von Pfefferplantagen, Kambodscha sorgt für einen Grossteil der Welternte. Danach kommen wir durch eine chinesische Siedlung. Offenbar bauen chinesische Unternehmen Produktionsanlagen auf, betrieben von frischimportierten chinesischen Arbeitskräften, welche in frisch aufgebauten chinesischen Gebäuden leben und sich aus frischaufgebauten chinesischen Läden versorgen. Die Kambodschaner sehen das mit grosser Sorge und nicht wenig Verärgerung. Die Siedlung befindet sich am Rande dichter besiedelten Gebiets, mit vielen gut bewässerten Reisfeldern, und schliesslich kommen wir nach Battambang, unserem nächsten Aufenthalt. Wir feiern ein grosszügiges und charmantes Fest an diesem Abend, mit vielen Lichtern und Wein, und ausgezeichnetem Essen. 
Am nächsten Tag werden wir durch Battambang und die umliegende Gegend geführt: Häuser in alter Bauweise, Reispapier und Bananenchips, welche in familiären Kleinbetrieben hergestellt werden, Herstellung fermentierter Fischfilets – sehr geruchsintensiv. Auch erfahren wir, wie Reiswein gebraut wird. Nachher mögen wir keinen mehr… Unser Fahrer besorgt sich welchen, mit Schlange drin. Wohl bekomms, es sei ihm gegönnt.
Am Nachmittag fahren wir zu einer alten Pagode hinaus, wo wir herumspazieren und die einzelnen Gebäude bewundern. Auch hier gibt es eine Höhle mit Knochen aus der Khmer Rouge Zeit… Der Sonnenuntergang findet uns in einer Bar am Fuss des Hügels, und wir sehen einen riesigen Schwarm Fledermäuse aus einem Felsspalt schwirren, ganz fantastisch. 
Den restlichen Abend verbringen wir im Hotel. Die Nächte können doch kühl werden, aber dank einer schönen handgewobenen Decke frieren wir nicht. Ich bewundere die Decke sehr und hoffe, auch so etwas zu finden.
Am nächsten Morgen beginnt unser Trip nach Siem Reap - Angkor Wat, und zwar mit dem Boot.  Das Wasser wird zwar langsam knapp in den Kanälen, aber es sei noch zu schaffen. In Battambang fahren wir zu einer langgezogenen Wiese, wo uns zwei sehr junge Männer in Empfang nehmen und unser Gepäck zum Wasser runter schleppen. Wir dürfen nicht helfen. Auf keinen Fall! Ehrensache!
Das Bootchen ist sehr flach und schmal, wir sitzen hintereinander. Das Wasser liegt weit unterhalb der Dammkrone, entsprechend sehen wir nicht viel von der Umgebung. Schweizer haben uns gestern erzählt, dass sie auf der Gegenrichtung das Boot ein Stück weit hätten schieben müssen. Und dass die Fahrt etwa 6 Stunden dauerte – das kann ja heiter werden! 
Schnell lassen wir die Stadt hinter uns, es wird ländlich. Hausboote tauchen auf, offenbar für die Trockenzeit permanent niedergelassen. Häufig werden sie gesäumt von Hyazinthgärten mit im Fluss verankerten Zweigen, vermutlich wird so Gemüse gezogen. Battambang ist sehr fruchtbar, die Reiskammer Kambodschas, und der Kanal ist sehr siltig. Die Häuser stehen auf Stelzen und sind oft von einer Unrathalde, aber immer von mindestens einem Boot begleitet. An den Ufern buddeln Menschen im Schlamm und holen sich Muscheln und anderes Gezeugs raus. Gefischt wird auch, wir sehen viele Reusen, teils im, teils ausserhalb vom Wasser. Die Fische würden immer kleiner und weniger, erläutert unser Guide. Kinder spielen am Wasser und winken fröhlich, wenn wir vorbeifahren. Einmal halten unsere Bootsführer an, steigen aus dem Boot und helfen, ein gestrandetes Boot wieder flott zu machen, und ein paar Mal werden wir von anderen Booten überholt, oder kreuzen hochfahrende Boote, teils beladen, teils mit Passagieren. Der Kanal wird breiter und breiter, und die Dämme auf beiden Seiten tiefer. Schliesslich kommen wir zu einem grösseren Wasserweg, und darin befindet sich ein kleines schwimmendes Dorf, mit Restaurant/Kiosk und Anlegestelle und vielen, vielen Häusern auf Stelzen. Auf das Restaurant cum Anlagestelle halten wir zu, legen an und befinden uns inmitten anderer hellhäutiger Touristen. Diese haben wohl einen Ausflug gebucht, hier gegessen und fahren nachher wieder auf einer der grösseren Dschunken zurück. Jedenfalls wuseln sie rum, und besteigen, ziemlich chaotisch, nach einiger Zeit eines der anlegenden Boote. Wir gucken zu, während unser Gepäck in ein ebenso grosses Boot wie das der Touristen transportiert und eine Bank und Gemüse im Restaurant/ Kiosk abgeliefert wird. Dann klettern wir unserem Gepäck nach, während unser Guide jede Menge Essen auspackt: Kokosnuss (köstlich kühler Saft zum Trinken), Jackfruit, belegte Brote, Litschi, Orangen, und was weiss ich nicht noch alles. Wir probieren fleissig, aber es ist viel zu viel für uns. Unterdessen haben die beiden jungen Männer das Schiff abgestossen und fahren nun geschickt an den vielen Häusern vorbei. Auch hier gibt es frischgrün schwimmende Gärten zwischen den Häusern, viele davon nun nicht mehr auf Stelzen, sondern wirklich im Wasser schwimmend. Auch Fischfarmen sind zwischen den Häusern zu finden. Und in einzelnen dieser Verschläge gibt’s auch Krokodile. Scheints büxen die zeitweise auch mal aus, weil sehr robust sind diese Verschläge schon nicht. Unterwegs nach Battambang haben wir eine grosse Krokodilfarm besichtigt, also ich jedenfalls möchte keins in meinem Vorgarten aufziehen, auch nicht in einem robusten Käfig. Wir passieren mehrere dieser schwimmenden Dörfchen. Dazwischen sehen wir grosse Kontraktionen für den Fischfang. Das sind grosse Boote, auf denen es eine Art Kran gibt. Dessen Gestänge endet über dem Wasser mit einem grossen Netz, das ins Wasser gelassen werden kann. Wenn hochgezogen, sammeln sich Fische unten im Netz. Die werden dann filetiert und eingesalzen und zubereitet oder vergoren. Gross sind die Fischlis nicht, was noch so zu erkennen ist, ist kaum Handtellergross. Auf den verschiedenen Tauen und Seilen machen es sich Schwalben gemütlich, und einmal sehen wir auch einen Eisvogel. Reiher und andere Wasservögel in grösser Zahl bevölkern die Ufer und flachen Gewässer. An einem alten Tempel machen wir Halt, steigen aus dem Boot und besichtigen den reichlich baufälligen Gebäudekomplex auf Stelzen, welches vor einigen Jahren aufgefrischt wurde. Der alte Tempel ist in schlechtem Zustand, auch der Steg, der zu ihm führt, ist reichlich wackelig. Die Mönchsräume sind in besserem Zustand, und es gibt einige neue kleine Pagoden, welche von den Dörfern umher neu errichtet wurde. Alte Gebäude werden aber eher selten instand gestellt, weil man sich mit einer eigenen Pagode selbst verewigen möchte. Ausserdem ist die Kooperationswilligkeit der Kambodschaner offenbar nicht besonders ausgeprägt, wie unser Guide meint. Was Wunder, nach dieser Geschichte?
Nach dem Tempel geht’s weiter dem Wasserweg entlang. Vom Dach unseres Bootes hat man einen netten Blick auf die Umgebung, wir fahren noch durch einige der netten frischen Dörfer. Dann wird’s eher ländlich, beziehungsweise schilfig und moorig. Fischernetze sind aufgespannt und werden bearbeitet, oder geflickt. Die Wasser teilen sich mehrfach, unsere Bootsführer finden den Weg problemlos. Und schliesslich gelangen wir an die Anlegestelle von Siem Reap, wo Dutzende Bötchen und Barken, sowie viele Hausschiffe schon angelegt haben und ein lebhaftes Durcheinander herrscht. Unser Gepäck wird in ein wartendes Fahrzeug verschoben, wir steigen ein und los geht’s nach Siem Reap hinein. Unterwegs sehen wir jede Menge TukTuks, sowie kleine Busse. Die anfänglich ungeteerte Strasse führt an Viehweiden und Reisfeldern vorbei immer näher nach Siem Reap, wo Beatocello sein erstes Kinderspital gebaut hat. Er wird sehr verehrt.
Danach ist die Strasse breit und wird zu einer mehrspurigen Allee, beidseits gesäumt mit Hotels, viele davon mit chinesischen Schriftzeichen. Während die Vietnamesen das europäische Alphabet verwenden, benutzen die Khmer ihre eigene Schrift, wie die Chinesen auch. Lesen kann ich die Zeichen zwar nicht, aber sie sehen durchaus unterschiedlich aus. Es gibt auch einige neue Bauten und ziemlich viel Verkehr. Wir werden zu unserem Hotel gebracht, welches unweit der Partymeile und dem Nachtmarkt steht. Es ist ein sehr schönes Haus, mit einem grossen Swimmingpool, den wir gern geniessen. Sehr sauber, grosse, komfortable Zimmer, verhältnismässig teure Küche, aber leckeres Essen. Nach dem wir den nächsten Termin mit unserem nun neuen Guide vereinbart haben, erkundigen wir das Zentrum von Siem Reap. Die Märkte sind gross und um diese Zeit beinahe leer. Kleine und grosse Brücken führen über Wasserwege. Und pleng mitten drin ist die Partymeile, die sogenannte Pubstreet, gerammelt voller Menschen. Wir setzen uns in ein Restaurant und gucken interessiert zu. Neben dem üblichen Gespreize und Gehabe paarungswilliger Menschen jeden Alters finden sich viele TukTuk Fahrer, die Gäste suchen, und fliegende Händler, die irgendwelche Kuriosa anbieten. Und dann ganze Gruppen junger asiatischer Menschen, schön nach Geschlecht getrennt, die voneinander Aufnahmen anfertigen – vor allem die Mädchen. Das geht so: Eines bleibt stehen. Die anderen verteilen sich. Und eines wirft sich in Pose. Die anderen kommentieren und geben Tips. Die Pose wird verändert. Dann wird geknipst, und das Resultat und Kichern und Quietschen beurteilt. Dann geht’s von vorne los. Ist die Gruppe genug gross, kann das so eine gute Viertelstunde gehen. Dann zieht man weiter. Sehr unterhaltlich.
Natürlich findet man auch andere Gäste hier: Rocker, Hippies, Verwahrloste, Drogensüchtige, Aufgemotzte, das ganze horizontale Angebot, und dann natürlich die normalen Touris wie wir. Essen und Trinken sind günstig. Die Musik ist laut, die Neonlichter grell. Nicht weit weg sind die Märkte, es gibt mehrere, auch für Lebensmittel. Man kann auch Uhren kaufen, und sich die Füsse pediküren lassen, was halt der Tourist so braucht: Schuhe, Taschen, Kleider, T-Shirts, Brillen, Bilder… Alles sehr eng, und aus jedem Stand tönt: Madaaam, cheap, cheap… Monsieur, your size…
Auf der anderen Flussseite finden wir einen kleinen Markt mit Produkten kambodschanischer Provenienz. Dort finden wir auch eine schöne handgewobene Decke zu einem sehr fairen Preis. Und Schals, Kleider, Schmuck, alles in Kambodia hergestellt. Die Bedienung ist wesentlich weniger aufdringlich, es gibt weniger Gewühl und Enge, die Preise sind dafür auch höher. Mir gefällts. 
Die nächsten Tage verbringen wir unter der Obhut und Führung unseres Guides in und um Angkor Wat. Morgens erleben wir Sonnenaufgänge an verschiedenen Stellen – teils mit buchstäblich hunderten anderer Touristen – und dann geht’s von Tempel zu Tempel, teils gehen wir alleine durch, teils erhalten wir Input von unserem Guide. Was als Angkor Wat bekannt ist, sind die verschiedenen Überreste von Tempeln und Häusern, von Wassern umgeben, welche zu unterschiedlichen Zeiten gebaut wurden und damals die Funktion einer Hauptstadt – nacheinander – erfüllt haben. Die Khmer waren ein kriegerisches Völkchen und haben zeitweise über ein enormes Gebiet geherrscht. Die Einnahmen aus den Eroberungen sind unter anderem in diese Bauten geflossen. 
Die Kambodia wird zum grössten Teil vom Volk der Khmer besiedelt. Es gibt noch andere Völker, die hier leben; davon bilden die Chan die Mehrheit. Der Rest bildet einen verschwindenden Anteil: Laoten, Thai, Chinesen und Vietnamesen, viele dieser Menschen sind auch erst während der Kolonialzeit eingewandert. Die Khmer sind tatsächlich sowas wie die ursprüngliche Bevölkerung dieses Gebiets. Über die Zeit vor Angkor Wat ist nicht wirklich viel bekannt: einiges ist chinesischen Kommentaren zu entnehmen. Die Khmer bildeten (etwa im 3. Jhdt) das Reich Funan, und dann dessen Nachfolger, Chenla. Die Kultur beider Staaten – und alle ihre Nachfolger, bis heute, ist stark hinduistisch, später Buddhistisch geprägt, nach indischem Vorbild. Ab dem 8. Jhdt., mit der Regierung Jayavarman II ab 790 eroberten die Khmer die ganze nähere und weitere Umgebung. Als erstes schüttelten sie die Fremdherrschaft der Javaner ab, anschliessend eroberten sie sich nach und nach ein immens grosses Reich zusammen – das war im 12. Jhdt. Danach begann der langsame Zerfall, der im 15. Jhdt mit der Einnahme durch das Thai Königreich Ayutthaya endete.
Die Hauptstadt dieses langlebigen und ausgedehnten Reichs der Khmer war Angkor, die grösste vorindustrielle Stadt der damaligen Welt. Es handelt sich eigentlich auch nicht wirklich um eine Stadt, es sind mehrere Hauptstädte, die nacheinander aufeinander und nebeneinander gebaut wurden. Die versorgende Bevölkerung wird in Behausungen gelebt haben, welche dem Zahn der Zeit weniger gut wiederstanden haben – Lehmziegel, Stroh, Holzhäuser – aber die Tempel und  Paläste wurden in Stein angelegt und wirken aufgrund ihrer Monumentalität und Erhabenheit bis heute auf uns, auch wenn sie teilweise zerfallen sind, die Dächer eingestürzt, die Friese zerstört und keinerlei Mobiliar oder Ausstattung vorhanden ist. Trotzdem, unter Umständen sind es nicht die Gebäude, die wesentlich waren. Angkor wird nämlich geprägt durch Wasser. Praktisch jedes Gebäude ist umgeben von Kanälen, Teichen und Reservoiren. Die meisten davon wurden ausgehoben, der Aushub dann als Fundament für die Gebäude verwendet. Die Steine für die Gebäude hingegen wurden über grosse Distanzen auf den Flüssen von den Steinbrüchen der naheliegenden Hügel und Bergzüge transportiert, es sind meist Sandsteine. Die Reservoirs und Kanäle erlaubten den Khmer erst, eine genügend grosse Bevölkerung für ihre Eroberungen zu ernähren: einerseits direkt, durch die Tiere in diesen Wassern, dann aber auch indirekt, durch den dadurch ermöglichten Reisanbau. Zudem dienten die Wasserwege dem Handel, Angkor kontrollierte in seiner Blütezeit allen Handel der Region. Es ist möglich, dass durch einen Klimaumschwung im 14. Jhdt einerseits die Kanäle in Jahren mit wenig Niederschlag versilteten, andererseits durch Jahre mit heftigerem Niederschlag die Befestigungen der Kanäle beschädigt wurden, wodurch der regelmässige Unterhalt nicht mehr gewährleistet werden konnte. Dies dürfte zu einem Rückgang der Nahrungsproduktion geführt haben, und damit zu einer Bevölkerungsreduktion. Bekannt ist, dass der überregionale Handel ab dem 13., 14. Jhdt. nicht mehr durch Angkor dominiert wurde, sondern durch Ayutthaya. 
Der bekannteste und markanteste Komplex Angkors ist zweifelsohne Angkor Wat, seine Bienenkorbtürme sorgen für einen hohen Wiedererkennungswert. Er gilt als das grösste religiöse Bauwerk der Welt. Die Wirkung muss zur Zeit Suryavarman II (12. Jhrdt.) noch viel grösser gewesen sein; seine Türme sollen mit Goldfolie gewesen sein. Da rundherum ein enorm grosses Reservoir die Reflektion der Türme zurückgibt, verdoppelte sich deren Effekt. Die Ausstattung der Komplexe beinhaltete nicht nur Statuen – anfänglich hinduistisch geprägt, später buddhistisch – sondern auch Reliefs (eindrückliche Anzahl von entweder Konkubinen oder Apsaras) jeder Art, und in den Wänden kann man noch heute Löcher sehen, in welchen Juwelen eingelassen waren. Die meisten Dächer sind ähnlich gebaut wie die Aztekischen falschen Gewölbe. Erstaunlich viele haben sich erhalten. Es sind zudem einige, erstaunlich gut erhaltene Gebäude aus Ziegelsteinen erhalten. 
Das Reich der Khmer bestand nicht kontinuierlich. Der eine oder andere Gottkönig hatte auch das Pech, Auseinandersetzungen mit nahegelegenen Völkern, darunter gerne die Chan, zu verlieren. Hatte meist tödliche Konsequenzen für den Betroffenen. Allerdings konnten Nachfolger die Scharte lange immer wieder auswetzen. Praktisch jeder König baute für sich, seinen Vater und seine Mutter einen Tempel und stattete ihn mit Bediensteten, Vieh und Land für den Erhalt der dort aktiven Priesterschaft aus. Der Prunk, welcher den obersten Schichten zur Verfügung stand, muss atemberaubend gewesen sein. Wie in den damaligen anderen Reichen war praktisch die gesamte Bevölkerung mehr oder weniger versklavt und wurde durch die relativ kleine Oberschicht, welche vermutlich untereinander verwandt war, mehr oder weniger ausgebeutet. Die Tempel haben sich ja nicht von selbst gebaut.
Der Besuch der Anlagen ist jedenfalls sehr empfehlenswert, insbesondere der unbekannteren Tempel. Davon gibt es einige. Die Stimmung kann unbeschreiblich schön sein. Vor der Einfahrt in den Komplex ist unbedingt ein Billet zu erwerben. Ohne dieses wird man nicht eingelassen. Es muss in einem speziellen Gebäude, einige Distanz vor den ersten Kontrollstellen, erworben werden.
Man sollte sich genügend Zeit dafür lassen: ein Tag ist einfach zu wenig. In der Umgebung der grösseren Komplexe gibt es diverse Lokale, in denen man ganz gut essen kann. Auf allen Zugängen gibt’s zudem einfache Stände mit vor allem Textilien, man wird auch gerne von Kindern angebettelt. Letzteren sollte man nicht stattgeben, sie sollten die Schule besuchen.
Wir werden von unserem Guide auch in ein Geschäft geführt, welches von Indern geleitet wird. Man kann alles Mögliche erwerben: Orientteppiche, Statuen, Stoffe. Allerdings wurde das alles woanders produziert. Uns hat der Markt der Khmer besser zugesagt.
In Siem Reap besuchen wir am letzten Abend eine Dinner-Veranstaltung, bei welchem Abendessen mit Kambodschanischen Tänzen kombiniert wird. Mir sind der Grashüpfertanz und der Tanz der Fischer in lebhafter Erinnerung geblieben. Offenbar ist diese Kunst auch ein royales Anliegen; die heutige Königinmutter hat wohl selbst Tänze geschrieben, und eine der königlichen Prinzessinnen hat sich zu Ballerina ausbilden lassen. Gewisse Tänze sind allerdings der königlichen Familie vorbehalten.
Nachdem wir buchstäblich Dutzende interessante Tempel gesehen und durchwandert haben, ganz zu schweigen von den Sonnenauf- und Untergängen, die wir erlebt haben, wird es Zeit, von dieser faszinierenden Gegend Abschied zu nehmen und den letzten Abschnitt unserer Reise anzutreten: Private Island Song Saa, zwei Inseln in der Nähe von Sihanoukville, welche auch Sweethearts genannt werden.
Der Transfer verläuft problemlos. Unser sehr zuvorkommende Guide gibt uns extra seine Telefonnummer, damit wir uns melden können, wenn’s unterwegs Probleme gibt. Es gibt keine. Wir werden am Flughafen abgeholt, und zum Hafen gefahren, wo der Verantwortliche vor Ort persönlich sicherstellt, dass wir in das richtige Boot steigen. Die Mitarbeitenden von Song Saa hieven unser und das Gepäck unserer Mitreisenden an Bord und versorgen uns mit kühlen Getränken und Erfrischungstüchern, ehe wir die etwa ¾ Stunde lange Überfahrt beginnen. Wir sind erleichtert, wie die Silhouette von Sihanoukville kleiner wird und schliesslich verschwindet: diese Stadt ist scheusslich. Die Chinesen sind hier am Bauen, und es gibt ungezählte Baustellen und Bauruinen, und was fertiggestellt wurde, sieht nicht eben stabil aus.
Auf Song Saa werden wir herzlich empfangen und beziehen alsbald unseren Bungalow, der etwas erhöht zwischen Bäumen liegt. Die ganze Anlage ist luxuriös: jeder Bungalow verfügt über einen eigenen Pool, eigene Terrasse, Aussendusche und ein sehr grosszügiges Bad. Der riesige Schlafraum wird einerseits von einem Himmelbett, andererseits von der atemberaubenden Aussicht auf Meer und Inseln dominiert. Dazu gibt es feinsten pudrigen Sand, Strände mit lieblich gelegenen Rückzugszonen, einen Pool mit Bar, und sehr aufmerksames Personal. Das Hauptrestaurant steht auf Stelzen im Meer. Man gelangt über einen Steg hin, auf welchem man gut Fische beobachten kann. Es ist ein besonderes Erlebnis, den Sonnenuntergang dort in der Barecke zu geniessen. Unter den verschiedenen Ausflügen ist mir der nächtliche Schwumm mit Bioslumineszenz im Meer besonders gut in Erinnerung. An Werktagen ist auch ein Arzt vor Ort.
Song Saa ist nicht billig, keineswegs. Aber sehr schön!
Die Rückreise verläuft wie geplant: mit dem Schiff zurück nach Sihanoukville, das nach dem Aufenthalt auf Song Saa noch grotesker wirkt, und von dort mit dem Auto nach Pnomh Penh zurück. Wir hätten auch Fliegen können, hätten aber dann einen vielstündigen Aufenthalt in dessen Flughafengebäude auf uns nehmen müssen. Unser Bedarf ist schon nach den nun noch verbleibenden 3 Stunden aber so was von gedeckt….  Nach dem mitternächtlichen und problemlosen Umsteigen in Bangkok treffen wir in Zürich am Sonntag Morgen früh ein.​​​​​​​
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